1.Vorwort

Mit dem Surface RT schickt Microsoft das erste von zwei eigenen Tablets ins Rennen im Kampf gegen die Übermacht Android und in erster Linie gegen Apples iPad. Strategisch agiert Microsoft dabei nicht gänzlich geschickt und sorgte für ein kleines Erdbeben in der Branche:

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2. Erster Eindruck

Verpackung:
Schon beim Auspacken wird klar: Microsoft attackiert mit den Surface-Tablets Apple. Minimalistisches Design, aber sauber verpackt zeigt sich der Karton nach dem Aufreißen der Umverpackung. Im Karton selbst befindet sich neben einem kleineren Garantiezettel lediglich das Tablet selbst und das Netzteil. Hier beschränkt man sich auf das wesentliche. Im Falle dieses Tests kam auch noch das Type Cover hinzu.

Versionen:
Microsoft bietet das Surface derzeit nur über den eigenen Onlineshop und in den eigenen Retail stores in den USA an. Eine wirklich breite Verfügbarkeit ist damit noch nicht gegeben, von Wartezeiten wie bei den iPads kann ebenfalls keine Rede sein.

Das Surface RT gibt es in zwei bzw. drei Versionen:
– Surface RT 32Gb
– Surface RT 32Gb inkl. Touch Cover
– Surface RT 64Gb inkl. Touch Cover

Zusätzlich gibt es das Type Cover für 130€. Wer gerne ein 64Gb Tablet möchte mit Type Cover muss derzeit knapp 810€ auf den Tisch legen und muss dabei zwangsweise das Touch Cover mitkaufen. Hier wäre etwas mehr Entscheidungsfreiheit seitens Microsoft wünschenswert.
Das Touch Cover ist eine sehr dünne „Matte“ mit aufgedruckten Tasten, die das Schreiben etwas erleichtert. Das Type Cover ist eine Tastatur mit richtigen (ebenfalls sehr dünnen) Tasten, kommt dem Gefühl einer klassischen Tastatur sehr nahe und ist für Vielschreiber dem Touch Cover auf jeden Fall vorzuziehen.

Dieser Test handelt vom Surface RT mit 32Gb.

Der erste Start:
Wer schon einmal Windows (bzw. im speziellen Windows 8) installiert hat, wird den Einrichtungsassistenten zu Beginn schon kennen. Hat man die ersten Eingaben erledigt landet man im neuen Startmenü und hat schon ein paar Apps vorinstalliert. Diese lassen sich jedoch problemlos (und zügig) über den Appstore erweitern.
Windows RT ist ein reiner Port auf die ARM-Architektur, im Gegensatz dazu funktioniert Windows 8 nur mit x86-Prozessoren (Surface Pro). Anders als iOS und Android ist Windows RT damit ein Desktop-Betriebssystem, das für Tablets optimiert wurde, während iPad und Android-Tablets mit einem „aufgeblasenen“ Smartphone-Betriebssystem betrieben werden. Dies hat z.B. zur Folge, dass es den Datei Explorer, den Geräte-Manager oder ganz klassisch den Desktop auch unter Windows RT gibt. Den Desktop benötigt man derzeit für die vorinstallierten Versionen von Office 2013.
Insgesamt gesehen ist das
Tablet nach ca. 5 Minuten startklar und ist es erstmal im Netz, werden auch schon die ersten Updates heruntergeladen, die die Systemperformance noch einmal verbessern.

 

3. Leistung

Systemperformance:
Das ganze System fühlt sich sehr flüssig an, zumindest wenn nur wenige Apps offen sind. Es ist jedoch ein leichtes, das Tablet an seine Grenzen zu bringen, was leider etwas schade ist. Der verbaute Tegra 3 Quadcore bietet zwar eine hohe Leistung, jedoch merkt man besonders beim Multi-Tasking, dass dem Prozessor etwas die Puste ausgeht.
Windows RT Tablets unterliegen jedoch den gleichen Beschränkungen wie Windows Phone 8 Smartphones, so dass die Entwickler sehr genau optimieren können. Spiele wie Jetpack Joyride oder Pinball FX2 liefen in unserem Test problemlos, solange nicht allzu viele Apps im Hintergrund offen waren. Auch FullHD Videos von Youtube laufen ruckelfrei.
Windows RT selbst fühlt sich sowohl von Aussehen als auch Bedienung und Geschwindigkeit wie Windows 8 an. Dank Maussupport lässt es sich sogar bedienen wie ein klasssiches Notebook bzw. den Desktop-PC.
Der verbaute Tegra 3 Quadcore reicht locker für surfen, Mails, chatten und das ein oder andere Spiel aus dem Appstore etc. aus. Hier wäre es also durchaus möglich, dass in Zukunft nicht nur Tablets mit WindowsRT und ARM-Prozessor erscheinen sondern auch günstige und sehr stromsparende All-in-one-PCs mit Touchscreen.

Speicher:
Ein heiß diskutiertes Thema ist der verbaute Speicher im Surface RT. Wie bereits weiter oben erwähnt gibt es eine Variante mit 32Gb und mit 64Gb. Tatsächlich bezeichnet dies jedoch die verbaute Größe des Speichers, wie auch bei anderen Tablets und Smartphones. Davon gehen in der Regel jedoch ca. 2Gb ab für das Betriebssystem etc. Bei Windows RT jedoch können ca. 15Gb abgezogen werden für Betriebssystem und versteckte Recovery-Partition. Dies könnte durchaus für etwas Frust sorgen. Löblicherweise gibt es einen
microSDXC-Speicherkarten-Slot, womit zusätzlich bis zu 64Gb verbaut werden können, welche jedoch nur für Bilder, Videos und Musik genutzt werden können. Apps können nur auf den internen Speicher installiert werden (Kopierschutz). Effektiv zur Verfügung stehen nach der Einrichtung 15Gb.

Display:
Das Display überzeugt durch eine
gestochen scharfe Farb- und Schriftdarstellung und gehört sicherlich zu den besseren Displays. Leider ist die Auflösung mit 1366×768 etwas gering, dadurch können nicht sehr viele Kacheln im neuen Startmenü übersichtlich dargestellt werden, so dass man schon sehr schnell nach rechts scrollen muss. Das Display ist im 16:9 Format gehalten (logisch bei der Auflösung) was eine Bedienung mit einer Hand etwas erschwert. Da auch das Gewicht mit knapp 650g eher hoch ausfällt, ist der integrierte Ständer eig. fast immer nötig.
Die Blickwinkel es Surface RT sind nicht gänzlich optimal. Schaut man z.B. sehr seitlich auf das Display, so treten vereinzelt Farbverfälschungen auf.

Ausstattung:
Mit dem Release des ersten eigenen Tablets löste Microsoft ein kleines Erdbeben in der Branche aus. Dabei kann man den amerikanischen Softwareriesen durchaus verstehen: Nur allzu oft wurden fehlerhafte, instabile oder leistungsschwache Geräte mit Windows auf den Markt geworfen.
Um sich nicht komplett mit seinen Partnern zu verkrachen hat Microsoft jedoch an
einigen Stellen den Rotstift angesetzt und Ausstattungsdetails gestrichen: So bietet das Surface RT kein GPS, kein NFC und kein 3G/4G-Slot. Dazu sparsame 2Gb Arbeitsspeicher. Somit bleibt für die anderen Hersteller Luft nach oben – die meisten Hersteller haben jedoch erstmal resigniert und bieten keine eigenen Windows RT Tablets an.
Auch die
beiden verbauten Webcams gehören nicht zu dem bestmöglichen was derzeit auf dem Markt erhältlich ist. Für eine kleine Skypesession reicht es, für alles andere sind die Cams deutlich zu schwach.
Die verbauten 32Gb Flash Speicher wurden nicht in Form einer SSD verbaut sondern als eMMC, was derzeit deutlich langsamer ist. Dies merkt man auch beim Surface RT, eine Installation eines größeren Spieles blockiert praktisch das ganze System.

Type Cover:
Das Type Cover bietet im Gegensatz zum Touch Cover richtige Tasten. Schreiben, auch längere Texte, ist damit sehr gut möglich und bietet das Tippgefühl einer klassichen Notebooktastatur bei einer deutlich reduzierten Dicke. Beim Spielen von Pinball FX2 zeigt sich jedoch manchmal, dass nicht jeder Tastendruck übernommen wird. So kullert der ein oder andere Ball wehrlos „ins Aus“.

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Sound/Lautsprecher:
Die Tonausgabe über die verbauten Stereo-Lautsprecher ist erwartungsgemäß unterdurchschnittlich. Ab Lautstärke 40 (von 100) wird es unangenehm, davor fehlen ganze Frequenzbereiche, besonders die Tiefen.
Besser sieht es dann schon bei der Nutzung von
Kopfhörern aus. Zwar hört man in stillen Räumen und ohne Ton ein leises Rauschen, dafür ist der Sound umso kraftvoller. Mit Xbox Music liefert Microsoft ein kostenloses Musik-Streaming-Angebot mit, was selten durch einen kleinen Werbespot unterbrochen wird.

Verbindung:
Ein großes Plus von Windows RT gegenüber der Konkurrenz ist neben dem
vollwertigen USB-Port auch die interne Treiberdatenbank die es ermöglicht, direkt nach dem ersten Start auf den heimischen Drucker zuzugreifen und zu drucken. Microsoft verbaut weiterhin Bluetooth, wodurch in unserem Test auch das Bedienen von WinRT mittels einer Bluetooth Maus absolut kein Problem darstellte. Zu guter Letzt gibt es WLAN nach neuestem n-Standard.
Der Empfang des WLAN-Moduls ist dabei nicht ganz so stark wie in einem Notebook. Schon im Nachbarraum vom Router schwankt die Anzeige zwischen 4 und 5 Balken. Eine Etage tiefer (Neubau) pendelt die Anzeige zwischen 3 und 4 Balken, nochmals eine Ebene tiefer im Keller bleiben nur noch 2 Balken übrig. Hierbei handelt es sich um einen typischen Verlauf mit einem Tablet, die Verbindung bleibt jedoch problemlos nutzbar.
Im 5 Ghz-Band, was naturgemäß empfindlicher reagiert auf Wände, ist im Nachbarraum vom Router der Empfang schon bei 3 von 5 Balken.

An den USB-Anschluss kann übrigens auch ein Xbox360-Controller angeschlossen werden für Spiele. Theoretisch wäre es sogar möglich, einen DVB-T-Stick oder ein DJ-Mischpult anzuschließen, dafür fehlen zur Zeit aber noch die Treiber (bzw. das Herstellerinteresse an der neuen Plattform).

Spieleleistung:
Zum Testen der Spieleleistung stehen 3 Spiele zur Auswahl: Angry Birds Space, Pinball FX2 und Hydro Thunder. Angry Birds läuft erwartungsgemäß flüssig, hat es ja auch keine wirklichen Anforderungen. Auch Hydro Thunder lief durchweg flüssig und macht mit Controller richtig Spaß. Anders sieht es allerdings bei Pinball FX2 aus, welches merklich mit Handbremse läuft. Hier besteht wohl noch etwas Optimierungsbedarf, wenngleich es natürlich spielbar ist.

Akkulaufzeit:
Die Akkulaufzeit ist sehr gut. Knapp 2 Stunden Flash-Stream und 20 Minuten Angry Birds kosteten knapp 35% Akku. Der komplette Test (mit Spiel- und Appinstallation, 1 Stunde surfen/Youtube und im Hintergrund die Musik-App) kosteten ca. 20% Akku. Im Normalbetrieb sollten so locker viele Stunden ohne Aufladen möglich sein. 5 Stunden „nur rumliegen“ kosten ca. 2% Akku, auch dies ist ein guter Wert.

 

4. Video

 

5. Sonstiges

Im Gegensatz zu Apples iPad und neueren Android-Tablets ist bei Windows 8 und Windows RT Flash vorinstalliert als Plugin für den Internet Explorer. Dies klappte im Test hervorragend und war gar nicht so Akku zehrend wie vermutet.

Auf dem Surface RT ist Office 2013 Home and Student vorinstalliert. Die Final-Version ist seit längerem erhältlich, die Geräte werden jedoch noch mit der Preview-Version ausgeliefert. Das Update auf die finale Version wird erst nach einiger Zeit nach Aktivierung des Tablets durchgeführt und nicht sofort (ca. 5 Tage). Das Update wird über Windows Update verteilt.

 

6. Fazit

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Eine abschließende Bewertung für das Surface RT fällt gar nicht so leicht. Unter dem Strich ist das Surface RT ein gutes Tablet. Man muss vor dem Kauf jedoch genau abwägen, ob ein fehlendes UMTS/LTE-Modul, GPS oder NFC ein Störfaktor darstellen oder nicht.

Größter Kritikpunkt ist der etwas knapp bemessene und stellenweise auch etwas langsame interne Flash-Speicher und die etwas geringe Auflösung des Displays. Dank des vorhanden USB-Ports lässt sich zumindest die fehlende 3G/4G-Fähigkeit nachrüsten.

Positiv herzuheben ist jedoch die gute Qualität des Displays, die Erweiterbarkeit mit microSDXC-Speicherkarten, das Vorhandensein von Adobe Flash und die hervorragende Verarbeitungsqualität.

Zielgruppe für das Surface RT sind eindeutig Privatkunden, die ein Tablet für die Couch oder unterwegs benötigen. Office 2013 ist bereits vorinstalliert, womit viele auch das Notebook gegen ein Surface eintauschen können.

Potenzial hat die neue Windows RT Plattform durchaus. Jetzt liegt es an Microsoft (und auch an den Peripherieherstellern) das Beste herauszuholen.

Einzelbewertungen:
Kategorie: Punkte/max: warum nicht mehr?
Leistung 13/15 knapper Speicher, teilw. langs. Speicher
Akkulaufzeit: 10/10
Verarbeitung: 10/10
Ausstattung: 8/10 kein 3G/4G, kein NFC, kein GPS
P/L 9/10
Sonstiges +1
-1
Flash und Office 2013 vorinstalliert
Speicherangabe, Webcams
Gesamt 50/55

 

7. Weiterführende Links

Produkthomepage (microsoftstore.com)
Preisvergleich (geizhals.at/de)
Weitere Artikel (schenx.eu)
Bewertungsschema (schenx.eu)

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